sekundenbuch – gedichte und gesänge

ISBN 978-3-86660-144-4 (Coverbild: Kai Feldschur)
März 2012 Leipziger Literaturverlag.
7,95 €

Poesie als Tat: Im Spiel mit den Sprachformen Unfassbares fassen, es durch Abschreiten der Erkenntnisränder beschwören. Diese Aktionsart versteht man in Mailand, Helsinki, Yoshkar-Ola, Banda Aceh oder West-Papua, in Clubs und Kathedralen genauso wie an der Akademie der Künste in Berlin: Rhythmus und Klang, die Performance des Sprechens, den Atemtanz. Für das sekundenbuch sind aus dreiunddreißig Jahren poetischer Praxis in aller Welt jene Texte ausgewählt, die sich darüber wundern, dass es Menschen gibt, die atmen und singen, obwohl eigentlich alles dagegen spricht…  (Verlag)

>> eine Lyrik des Existenziellen << (literaturmarkt)

>> Ein Geschenk für die, die zum Staunen bereit und fähig sind … Jankowskis Dichtung distanziert sich von der Wehleidigkeit. Er schreibt mit analytischem, anschaulichem Sinn ohne Sentimentalität. … Das „sekundenbuch“ ist etwas für Leser, die sich gern etwas sagen lassen, was sie noch nicht gehört haben.<< (literaturmarkt)

>> … fast schon ein Anti-Rebell … Es geht um Zorn und Glück. Um die Benennbarkeit der Dinge, die einem da geschehen auf Erden. Wissend auch darum, dass man das Eigentliche meistens gar nicht zu fassen bekommt … << (liz)

33 Jahre Poesie (Bemerkungen zum Buch)

mehr (Leseprobe)


tsunamibaby
 

die neue welle kommt baby
ich weiß nicht ob du weißt
was das heißt

ich sitze hier auf dem berg baby
la france schlägt hawaii in der frage der küsten
moschus ist zum glück wieder out
berufserfahrung absolute bedingung
3D in echtzeit wird endgültig standard
und pink ist die kommende farbe

ich habe hier oben den überbiss überblick
romane und filmtrilogien machen das rennen
wer klug ist schreibt jetzt die explicit lyrics
zum soundtrack gleich in mehreren sprachen
mein urteil über die wasserstände tobt uneingeschränkt
auf der nach unten lachenden richterskala
bis morgen baby ich melde mich nach einer kurzen
bewerbungspause mit neuster erkenntnis zurück

zu nichts zu gebrauchen
doch zu allem bereit
ich sitz auf dem berg baby
bei den riesigen schirmen
in klamotten die rechnen
und bilder empfangen
bei den glänzenden schirmen
mit denen wir das all abgrasen und
in london zersägen sie kühe
als kunstwerk in bangkok
haben sie schaben als freund

die neue welle kommt baby
ich weiß nicht ob du weißt
was das heißt

wenn du wissen willst
was du tun sollst baby
such deinen eigenen stil
die kataloge schicke ich dir 

neue songs

entbunden
der pflicht zur revolution
genießen wir den vormittag
und das nölen der alternden
jogger das früher alles besser
schlecht war und die jugend
nicht so mild lächelte

wir erfreun uns der sonderberichte
von den täglichen weltuntergängen
sorgen und entrüsten uns ein wenig
brav rebellisch wie es sich gehört
und gehen dann duschen

man wirft uns
vor alles hinzunehmen
und zu wenig unzufrieden
zu sein wir nicken zustimmend
und schalten die großartige musik
aus dem radio ab wir pfeifen
eine kleine melodei
nicht neu aber na und

man bietet uns revolutionäre
softdrinks sensationelle
kreationen und handgepflückte
probiotische weltkulturen
wir staunen aber
wir danken

zugegeben ein glas wasser
ist nicht neu
aber immer noch
ziemlich gut

© martin jankowski

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