… “In der Berliner Restauration Walden gab es vor Jahren bereits einen Salon des Autors Martin Jankowski. Salons haben Tradition in Berlin. Schon vor rund zweihundert Jahren waren literarische Abendgesellschaften ein beliebter Zeitvertreib … Auf diese Tradition der Geselligkeit besann man sich vor zehn Jahren, als Berlin sich auf den Weg machte, aus einem Konglomerat von Provinzstädten in Insellage zu einer echten Metropole zu werden.”
… “Bei Martin Jankowski wird mittlerweile in den Räumlichkeiten eines kleinen Off-Theaters des Prenzlauer Berges gelesen. … Einfache Holzstühle und Holztische mit frischen Blumen stehen im Bühnenraum. Der Gastgeber sitzt mit seinen Autoren mitten im Publikum. Bereits vor der Wende lud der salonerfahrene Vierzigjährige in Leipzig regelmäßig Intellektuelle und oppositionelle Künstler in seine Einraumwohnung ein. Diese Wohnzimmerathmosphäre scheint Martin Jankowski seither überall hin mitzunehmen…”
Tamara Tischendorf: Berlin – ein Ort des Schreibens (© Bayerischer Rundfunk, 2005)
In Anlehnung an frühere Literatursalons des Prenzlauer Bergs, von den illegalen Wohnzimmerlesungen der achtziger Jahre bis zur direkten Vorläuferveranstaltung in der “Restauration Walden” ab 1997, eröffnete am 8. März 2004 der “Literatursalon am Kollwitzplatz” in den Räumen der Offbühne “Theater o.N.”.
In Koproduktion mit dem experimentierfreudigen Offtheater lädt der Berliner Autor Martin Jankowski allmonatlich zu Lesungen und Gesprächen, die dem eingefahrenen Berliner Literaturhausbetrieb einerseits und dem poppigen Lesebühnengeplätscher andererseits etwas “explizit Literarisches” zur Seite stellen wollen – entspannt, intelligent, unterhaltsam, aber keinesfalls belanglos.
Zu Gast sind in der Regel deutschsprachige, seltener auch internationale Autoren, deren literarisches Können außer Frage steht bzw. eine Entdeckung unbedingt wert ist – und zwar jeweils mit ihren neuesten, mitunter noch unveröffentlichten Texten. Über den Eröffnungsabend – an dem Adolf Endler, der “Tarzan vom Prenzlauer Berg”, als Ehrengast las – schrieb der Berliner TAGESSPIEGEL:
…”Braucht Berlin noch eine Lesebühne? Nach der intimen Eröffnungsveranstaltung des ndl-Literatursalons … würde jeder noch Zweifelnde mit einem entschlossenen Ja antworten. … Damit holt Hausherr Martin Jankowski einen Moment des Austauschs und der Reflexion in die Berliner Vorlesekultur, der auch anderen Bühnen gut anstehen würde.”
In der Regel gibt es zwei Gäste für jeweils eine Dreiviertelstunde; die Autoren werden im lockeren Gespräch vorgestellt, lesen aus neuesten eigenen Arbeiten und widmen – so der stets für interessante Überraschungen sorgende Brauch des Hauses – einige Minuten einem ihrer Lieblingsautoren. Zwischendurch gibt es eine Pause, in der man sich an der kleinen hauseigenen Bar mit Getränken zu fairen Preisen versorgen kann. Zum Abschluß jedes Abends liest ein Überraschungsgast “aus den literarischen Untiefen des Prenzlauer Bergs” noch seinen “Text des Monats”. Dieser Ablauf wird hin und wieder zugunsten anderer Veranstaltungsformen erweitert, etwa für eine Preisträgerlesung mit fünf Teilnehmern oder für einen Sondersalon mit internationalen Gästen am Berliner Ensemble, hin und wieder kommt auch Lifemusik hinzu.
Zusammen ergibt dies eine abwechslungsreiche Mischung in hoher literarischer Qualität (siehe Gästeliste) zu höchst moderaten Preisen (5,-/erm. 3,- €). Diskutiert wird in den Pausen und hinterher – in direkter Begegnung mit den Autoren bei einem Glas Wein. Die eigentliche Vortragszeit wird für das, was die Autoren zu sagen haben, genutzt. Literaten wie Publikum loben die entspannte und familiäre Atmosphäre des Salons, der mit einfachen Mitteln geistig Anspruchsvolles präsentiert – zum Vergnügen aller.